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Pfarrbrief Januar Februar März April

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Liebe Schwestern und Brüder,


 

Wenn der Himmel über mir zerbricht
und mir vor die Füße fällt.
Wenn der rote Faden reißt,
wenn ich zweifle an der Welt.
Dann halt mich, bitte, bitte halt mich,
dann zieh mich, bitte, bitte zieh mich hin zu dir.

Der Liedtext wurde vom Pastor Matthias Lemme für den ökumenischen Jugendkreuzweg 2022 geschrieben. Obwohl der Text sich nicht direkt auf den Kreuzweg von Jesus bezieht, kann er ein Bild für den Zustand des Teilnehmers am Kreuzweg darstellen. Der Himmel zerbricht, der rote Faden wird gerissen, dann kommt noch der Zweifel. Wer sich in solchem Zustand befindet, sucht Halt, Nähe, die den Menschen in Sicherheit bringt. Wer soll uns Halt geben, wer soll uns zu sich hinziehen? Für uns Christen scheint die Antwort klar zu sein. Jesus Christus. Während des diesjährigen ökumenischen Jugendkreuzwegs sollten die Jugendlichen bei der Station in unserer Kirche auf Zetteln, die vor ihnen lagen, die Sachen aufschreiben, die sie besonders belasten und die sie gerne Jesus abgeben möchten, damit er die auf sein Kreuz nimmt. Die Zettel sollten sie dann auf das Kreuz kleben. Als ich die Beiträge von den Jugendlichen las, konnte ich sofort ein paar Begriffe finden, die dominiert haben: Krieg, Ungerechtigkeit, schwere Familienverhältnisse. Diese Sachen belasten nicht nur die junge Generation, sondern sind ein Abbild für die Sorgen der ganzen Gesellschaft. Wo bekommen wir Halt?

Vor einiger Zeit bin ich auf eine Sendung vom katholischen Fernsehen „K-TV“ gestoßen: „Stunde der Seelsorge – Warum ist Jesus gestorben?“ Ich empfehle sehr, sich diese Sendung z.B. auf YouTube anzuschauen. Außerdem empfehle ich sehr diesen Fernsehsender und diese Fernsehreihe: „Stunde der Seelsorge“, in der Pater Karl Wallner OC ist und Pfarrer Thomas Rimmel über verschiedene Themen des Glaubens sprechen. In der von mir erwähnten Sendung machte Pater Karl deutlich, dass Jesus wirklich sich für unsere Sünden hingegeben hat. Er hätte es nicht machen müssen, wenn die Menschen ohne Sünde wären. Er ist das Lamm Gottes, das geopfert wurde, damit wir unsere Last nicht mehr alleine tragen müssen. Ist das nicht eine trostreiche Botschaft? Dieses Geheimnis kommt schlechthin im Kreuz zum Vorschein. Das Kreuz können wir nur wirklich verstehen, wenn wir die Tatsache der Erbsünde und der Schwerkraft, die uns nach unten zieht, annehmen. Jesus ist nicht gekommen, um uns zu verkünden, dass wir gute Menschen sein sollen. Ohne das Kreuz Jesu verstanden zu haben, bleibt das Christentum nur eine Lebensphilosophie, wie viele andere, die nur gute Empfehlungen gibt, welche Werte gut sind und welche nicht. Es wäre schade, wenn wir auf diesem Niveau bleiben würden. Das Christsein muss eine Beziehung sein. Die Beziehung zwischen mir und Jesus Christus, der für mich gestorben ist und die Beziehung mit der Gemeinschaft der Kirche, die weltweit denselben Glauben hat. Daher soll diese Tatsache, dass Jesus für mich sein Leben hingegeben hat, immer im Vordergrund stehen. Dieses Geheimnis feiern wir besonders am Karfreitag, an dem das Kreuz als Gegenstand im Zentrum steht. „Im Kreuz ist Heil! Im Kreuz ist Leben! Im Kreuz ist Hoffnung!“ – wird oft in der Karwoche gesungen. Im Kreuz können wir Heil erfahren, erfahren, dass wir heilsbedürftig sind, dass wir von uns alleine nichts machen können. Im Kreuz erfahren wir Leben: was für ein Paradox! Das Kreuz als Gegenstand für Hinrichtung eines Menschen wird zum Symbol des Lebens, weil der Tod Jesu nötig war, damit wir Hoffnung auf das Leben nach dem Tod haben. Dieses Kreuz gibt uns Hoffnung, dass wir nicht alleine in unserem Leiden sind, dass der Tod nicht das Ende sondern der Beginn eines neuen Lebens ist. Wenn die Kirche und wir alle auf die Kar- und Ostertage zugehen, kann man sich fragen, ob ich erlösungsbedürftig bin? Wenn ich am Karfreitag ein Zettel bekommen würde, auf dem ich mein Leiden, meine Sehnsüchte, alles, womit ich nicht klar komme, aufschreiben und beim Kreuz ablegen müsste, was wäre das? Wir feiern das Fest der Liebe – wie sehr uns Gott liebt, können wir nicht ganz verstehen und trotzdem gibt diese Liebe uns Halt.

Schon jetzt können in unseren Ohren die Worte des Osterlobes (Exultet) klingen: „O unfassbare Liebe des Vaters: Um den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin!“ Nutzen wir die Zeit der Gnade – die heiligen Kar- und Ostertage und die ganze Osterzeit für die tiefere Besinnung auf das Wesentliche im katholischen Glauben. In den ganzen Verwirrungen der Gegenwart suchen wir Halt bei dem, der immer da ist und gerade jetzt seine Liebe zeigt.

Im Gebet verbunden

Kaplan Tomasz Jablecki