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Blankenfelde
Richtfest der Kirche im Jahr 1936

Am 25. April 1937 wurde die katholische Kirche St. Nikolaus in Blankenfelde durch Dompropst Bernhard Lichtenberg eingeweiht.

Der Neubau wurde in den 1930er Jahren notwendig, weil die Zahl der Katholiken in Blankenfelde zunahm. Das Gelände des ehemaligen Rittergutes, von dessen Hauptgebäude heute vor der Alten Aula nur noch zwei Säulen stehen, wurde damals als Bauland verkauft. Man baute unter anderem die Gagfah-Siedlung. Viele junge Familien siedelten sich neu in Blankenfelde an. Unter ihnen waren auch viele Katholiken. Kirchlich gehörten sie zur Salvator-Gemeinde in Lichtenrade. Da der Weg dorthin weit war, begann man in Blankenfelde 1936 mit dem Bau einer neuen Kirche am Zossener Damm 39 Ecke Jühnsdorfer Weg. Die nationalsozialistischen Machthaber erteilten die Baugenehmigung dafür im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Berlin. Eingeweiht wurde die Kirche am 25. April 1937 von Domkapitular Bernhard Lichtenberg. Er geriet später mit den Nationalsozialisten in Konflikt aufgrund seines offenen Eintretens für verfolgte Juden und seinen Protest gegen die Euthanasie. Er wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und starb am 5. November 1943 auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau. Am 23. Juni 1996 wurde er im Berliner Olympiastadion von Papst Johannes Paul II. als Märtyrer seliggesprochen.
 

Kirche St.Nikolaus 1937

Der erste Seelsorger der neuen Gemeinde war seit 1937 Bernhard Kuckelmann. Er sammelte die Neuzugezogenen und baute unter den Bedingungen von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg die Gemeinde auf. Mehrfach lud ihn die Gestapo in Potsdam aufgrund von anonymen Anzeigen zum Verhör vor. Wahrscheinlich war er in ihr Blickfeld geraten, weil er Gottesdienste mit polnischen Zwangsarbeitern feierte.

Chor vor 1969

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste sich die Gemeinde unter den Bedingungen der DDR neu organisieren. Pfarrer Kuckelmann bemühte sich erfolgreich darum, dass die auf die Kirche zulaufende Straße, die bis 1945 Horst-Wessel-Straße hieß, nach Dr. Erich Klausener benannt wurde, dem ersten Märtyrer des Bistums Berlin. Er war Ministerialdirektor im Reichsverkehrsministerium gewesen. Als Vorsitzender der "Katholischen Aktion Berlin" hatte er den Märkischen Katholikentag am 24. Juni 1934 in der Galopprennbahn Hoppegarten geleitet und eine Abschlussrede gehalten, die die Nationalsozialisten als Provokation empfanden. Am 30. Juni 1934 wurde er in seinem Dienstzimmer von der Gestapo erschossen.

Die Gemeinde wuchs 1945 durch die katholischen Flüchtlinge und Vertriebenen, die sich hier ansiedelten. Wie schon bei ihrer Gründung sammelte die Gemeinde auch jetzt wieder die neu Zugezogenen und bot ihnen eine Heimat. Dabei wirkte wesentlich die Seelsorgehelferin Dora Gehrmann mit, die selbst Vertriebene war und seit 1946 fünfzig Jahre lang die Pfarrer in der Seelsorge unterstützte.

Auf den ersten Pfarrer Bernhard Kuckelmann (1937-1960) folgten Johannes Fulge (1960-1964), Friedrich Horch (1964-1968), Erwin Zander (1968-1976) und seit 1976 Joachim Busl, der seit 2011 den Titel Monsignore (Kaplan Seiner Heiligkeit) führt.

Von 1947 bis 1991 bestand in der Gemeinde eine Station der Schwestern von der heiligen Elisabeth. Sie übten ambulante Krankenpflege aus. Da sie entsprechend ihrem Ordensideal jedermann halfen ohne Rücksicht auf Religion und Weltanschauung, genossen sie über die Kirchengemeinde hinaus im ganzen Ort großes Ansehen. 1972 sprach ihnen der Rat der Gemeinde zum 25-jährigen Bestehen ihrer Niederlassung seine Anerkennung aus: "Im Namen des Rates der Gemeinde Blankenfelde danke ich dem Kollektiv der Grauen Schwestern für die aufopferungsvolle Arbeit, die durch Sie für das Gemeinwohl der Bürger unseres Ortes geleistet wird. ... Die durch Sie geleistete Arbeit entspricht zutiefst dem Anliegen unseres sozialistischen Staates, in dem das Wohl und Glück der Menschen im Mittelpunkt unseres gemeinsamen Wirkens steht."

Kirchenerweiterung 1969

Die St. Nikolaus-Kirche erhielt ihre heutige Gestalt bei einem Umbau im Jahr 1969, den der damalige Pfarrer Zander, ein gelernter Maurer, weitgehend selbst durchführte: er vergrößerte den Altarraum, baute eine Sakristei an, verlegte den Haupteingang aus dem Turm in den Mittelgang und schuf eine Orgelempore.

Richtfest für das Jugendheim 1951

Auch andere Baumaßnahmen bewerkstelligte die Gemeinde in Eigenregie: 1951 bauten die Jugendlichen sich ein Jugendheim im Pfarrgarten. Es handelte sich um ein  einräumiges Haus mit einem Kachelofen für kalte Tage, zu dem die Mitglieder der Jugendgruppen die Steine aus Berlin heranschleppten. 1996 bauten handwerklich erfahrene Männer der Gemeinde, die sich gerade im Ruhestand oder Vorruhestand befanden, dieses Jugendheim und eine in den Sechziger Jahren erbaute Doppelgarage  zum heutigen Gemeindehaus um. Es konnten endlich Sanitäranlagen, ein größerer Gemeinderaum und Möglichkeiten für den Religionsunterricht geschaffen werden. Alle Arbeiten wurden ehrenamtlich, d.h. völlig unentgeltlich erbracht.

Bau Gemeindehaus 1996

Nach der Wende des Jahres 1989 wurde die Gemeinde nochmals durch Zuzug größer, weil in Blankenfelde neue Eigenheimsiedlungen entstanden. Wiederum hatte die Gemeinde die Aufgabe, die Alteingesessenen und Neuzugezogenen aus Ost und West zu integrieren und zur gemeinsamen Gestaltung des kirchlichen Lebens zu bringen. Dazu gibt es neben den Gottesdiensten viele Möglichkeiten in verschiedenen Gruppen und Tätigkeitsbereichen. Für das religiöse Leben der Gemeinde spricht, dass bisher sieben Priester und zwei Ordensschwestern aus ihr hervorgegangen sind.

Da die Gemeinde seit 2005 fusioniert ist mit den Kirchengemeinden in Ludwigsfelde und Trebbin, ergeben sich dorthin nicht nur vielfältige  Kontakte, sondern auch das Bemühen, trotz der beträchtlichen Entfernungen das Zusammenwachsen zu einer Gemeinde Wirklichkeit werden zu lassen. Der Abbau hauptamtlicher Mitarbeiter im Erzbistum Berlin hat dazu geführt, dass ihre Aufgaben nun von Gemeindemitgliedern ehrenamtlich ausgeübt werden.

J.Mertens